Immer wieder erreichen mich auch Anfragen von Brautpaaren mit sehr geringem Budget, die dann teilweise sehr schockiert sind, wenn ich ihnen meine Preisliste habe zukommen lassen. Deshalb möchte ich die Gelegenheit nutzen und euch einmal aufzeigen, mit welchem Aufwand und Kosten die Begleitung einer Hochzeit für mich verbunden ist. Oftmals bekomme ich auch zu hören “Du verdienst ja echt ne Menge Geld mit so einer 8 Stunden Hochzeit.” Das dem absolut nicht so ist, werdet ihr ebenfalls merken. Vorneweg möchte ich noch kurz erwähnen, das ist keine Rechtfertigung sondern einfach nur die Realität.
Vom Angebot, über das Kennenlernen bis hin zur Buchung
Zu Beginn, bekomme ich eine Anfrage und schicke daraufhin ein Angebot mit meiner Preisliste. Wenn dem Brautpaar mein Angebot zusagt und es sich bei mir meldet, beginnt jetzt die richtige Arbeit. Wir vereinbaren einen Termin für ein erstes Kennenlernen, um festzustellen ob die Sympathie passt und um die ersten Details rund um die Hochzeit zu besprechen. Das Kennenlernen findet, je nachdem wie weit das Brautpaar entfernt wohnt, entweder über Skype statt oder in einem Café, da ich kein eigenes Büro habe. Stimmt die Sympathie, mache ich den Vertrag fertig, welchen das Brautpaar per Mail von mir zugeschickt bekommt. Nachdem ich den Vertrag zurück erhalten habe und die Anzahlung getätigt wurde, bekommt das Paar eine Bestätigung per Mail und zusätzlich eine Kopie vom Vertrag, sowie eine Rechnung über die getätigte Anzahlung. Manchmal findet Zwischendrin, wenn noch etwas mit dem Vertrag unklar war, ein Kontakt per Telefon oder Mail statt. Zeitaufwand für das Kennenlernen inkl. Terminvereinbarung, An- und Abfahrt, Kontakt über Telefon und E-Mail: 3-5 Stunden
Was passiert zwischen Buchung und Hochzeitstag?
Das Formelle ist nun erledigt und der Termin im Kalender eingetragen. Viele denken jetzt ich kann mich zurücklehnen und gemütlich auf den Hochzeitstag warten. Die Realität sieht jedoch etwas anders aus. Da wäre zum einen das Verlobungsshooting, welches in allen meinen Hochzeitspaketen inbegriffen ist. Mit Location suchen, Fahrwegen, Shooting, Bildbearbeitung, Bilder in der Galerie bereit stellen und evtl Abzüge für den Kunden anfertigen, gehen hier auch noch einmal 5-6 Stunden drauf.
Das ist aber noch nicht alles, denn ich habe in der Regel auch vor der Hochzeit regelmäßigen Kontakt zu meinen Brautpaaren. Als hauptberufliche Fotografen beschäftige ich mich täglich mit der Branche und begleite jedes Jahr eine Vielzahl an Hochzeiten. Deshalb biete ich allen Paaren meine Hilfe bei der Planung, Gestaltung und Organisation ihres Tages an. Schließlich kann ich durch meine Erfahrung dazu beitragen, dass mein Brautpaar am Ende die Hochzeit und die Bilder bekommen, die sie sich schon immer gewünscht haben. Und auch mein Netzwerk an tollen Dienstleistern stelle ich meinen Paaren gerne zur Verfügung und höre mich um, wer zum Gelingen ihres Tages beitragen kann. Ihr könnt Euch vielleicht denken, dass auch dies einen gewissen Zeitaufwand mit sich bringt. Je nachdem wie intensiv das Brautpaar diesen Service in Anspruch nimmt, benötige ich dafür 3-7 Stunden.
Der Hochzeitstag und die Bildbearbeitung
Schließlich ist der Hochzeitstag da. Auch hier wird oft einiges, was den Zeitaufwand betrifft, vergessen. Bevor es zu meinem Brautpaar geht, wird mein Equipment überprüft. Alle Akkus werden aufgeladen, Objektive geputzt, der Zeitplan erstellt und die Route raus gesucht. Dafür benötige ich 1-2 Stunden. Je nachdem wie weit die Hochzeit von mir entfernt ist, habe ich auch eine gewisse Fahrstrecke zurück zu legen. Da ich immer mit genug Puffer los fahre (falls es mal einen Stau gibt), bin ich schon 2-4 Stunden oder noch früher, vor der eigentlich vereinbarten Uhrzeit unterwegs. In der Regel bin ich auch schon 30 Minuten vor der vereinbarten Zeit vor Ort, um Vorbereitungen zu treffen und um mich nach geeigneten Locations für die Gruppenbilder und das Shooting um zu sehen. Diese 30 Minuten werden dem Kunden nicht berechnet. Nach der Hochzeit, nimmt natürlich auch der Heimweg eine gewisse Zeit in Anspruch, meist zwischen 1-3 Stunden.
Wenn ich Zuhause bin, werden die Daten von mir meist sofort auf externen Festplatten und dem PC gesichert. Anschließend geht es an die Sichtung und Auswahl der Bilder. Bei einer 8 Stunden Hochzeit sind das ca. 1000 – 2000 Bilder. Meine Brautpaare erhalten von mir innerhalb von 48 Stunden eine kleine Diashow mit den ersten 30-50 Bildern. Das ist innerhalb von 2-3 Stunden erledigt. Sobald die Reportage an der Reihe ist, geht es auch an die Bearbeitung und Retusche der Restlichen Bilder. Nach dem aussortieren sind das noch ca. 400-800 Bilder. Ist die Bearbeitung abgeschlossen, werden die fertigen Bilder in die Galerie hochgeladen, der USB-Stick damit bestückt und die Abzüge in Auftrag gegeben. Anschließend packe ich alles in ein kleines Päckchen und schicke es dem Brautpaar entweder per Post oder wir vereinbaren noch einmal ein persönliches Treffen zur Bilderübergabe. Für die Bearbeitung benötige ich noch einmal mindestens die gebuchte Stundenzahl, in den meisten Fällen jedoch das Doppelte oder noch mehr. Bei 8 Stunden also noch einmal 16-20 Stunden.
Noch mehr Zeitaufwand und weitere Kosten
In Summe fällt für mich für eine 8 Stunden Hochzeit eine Arbeitszeit von 35-50 Stunden an. In diese Zeit habe ich die Zeit die ich für Marketing, Netzwerkbildung, Weiterbildung, Homepagepflege, Betreuung meiner Social Media Accounts, Kundenbetreuung (z.B. Paare die mich nach dem Kennenlernen doch nicht buchen oder Anfragen beantworten), Equipmentpflege, Buchhaltung und Portait Shootings inkl. Bearbeitung brauche noch nicht mit eingerechnet. Hierfür benötige ich im Monat ca. 80-100 Stunden. Als professionell und hauptberuflich arbeitende Fotografin kommen da nun für mich auch noch einige Kosten dazu.
- Kamera & Aufsteckblitze in doppelter Ausführung (als Backup für den Fall das eine nicht funktioniert)
- Verschiedene Objektive
- Wartungskosten für mein Equipment
- performancestarke Speicherkarten, Festplatten, USB-Sticks,…
- 1 Notebook 15″, 1 kalibrierter Monitor, 1 Backup-Server
- Software zur Bildbearbeitung
- Beiträge für Kammer und Berufsgenossenschaft
- Versicherungen & Steuern
- Steuerberater
- Marketing & Werbung
- Büromaterial & Porto
- Fachliteratur & Workshops zur Weiterbildung
- Betrieb der Homepage
- Auto
Was verdient ein Hochzeitsfotograf wirklich?
Um zu erfahren was einem Hochzeitsfotografen am Ende, im Durchschnitt, wirklich übrig bleibt, findet ihr im folgenden ein kleines Rechenbeispiel. Davon aus gegangen, dass ein Hochzeitsfotograf in der Zeit von Mai-Oktober jedes Wochenende eine Hochzeit fotografiert, sind das dann ca. 25 Hochzeiten. Die Hochzeiten begleitet er im Durchschnitt 8 Stunden und verlangt dafür 2300,- €. Unter Berücksichtigung der tatsächlichen Arbeitszeit ist das ein Stundenlohn von 46,- € brutto und ein Umsatz von 57.500,- € brutto. Hört sich jetzt erstmal nach viel an, ist es aber nicht. Davon müssen nämlich sämtliche anfallende Kosten ( wie oben geschrieben) gedeckt werden. Auch das Finanzamt schlägt noch mal ordentlich bei den Steuern zu. Nach Abzug der Steuern bleiben einem gut ausgelasteten Hochzeitsfotografen ungefähr 35.000,- € übrig. Davon müssen dann alle private Kosten wie Miete, Krankenversicherung, Lebensunterhalt und Altersvorsorge gedeckt werden. Hört sich doch nicht mehr nach Luxusleben an?
Das gibt`s aber doch bestimmt günstiger
Sicherlich werdet ihr immer einen Fotografen finden, der es auch für weniger macht. Der macht es dann aber entweder nicht professionell oder kann nicht rechnen 😉 Deshalb liebe Brautpaare kalkuliert für einen professionellen Hochzeitsfotografen 250-300 € pro Stunde ein. Für 1000,- € oder sogar weniger, ist es einem professionellen Hochzeitsfotografen einfach nicht möglich einen ganzen Tag zu begleiten. Und noch etwas wichtiges solltet Ihr bedenken. Die Bilder sind das was Euch am Ende neben den Ringen und Eurem Partner bleiben. Sie sollten Euch nicht nur heute gefallen und auch kein Kompromiss sein. Auch wenn der Fotograf über Eurem eigentlich Budget liegt, kann ich aus Erfahrung sagen, es findet sich immer eine Lösung.